Roman Palester

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*  28. Dezember 1907

†  25. August 1989

von Zofia Helman

Essay

Für Palesters Biographie und seinen Ruhm als Komponist war die Entscheidung zur Emigration ausschlaggebend (1949). In Polen durften seine Werke infolge der Restriktionen der Zensur – mit Ausnahme einer kurzen Periode gegen Ende der 50er-Jahre – bis 1977 weder aufgeführt noch gedruckt werden. Sein Status als Emigrant förderte die internationale Karriere ebenfalls nicht, zumal Palester bis zu seinem Lebensende keine fremde Staatsbürgerschaft annahm. Die schwache Rezeption seines Schaffens während seiner letzten Lebensjahre ist jedoch dem künstlerischen Wert seiner Werke und deren tatsächlichem historischen Rang nicht adäquat.

In Palesters Frühwerk (1929–39) widerspiegeln sich die ästhetischen und technischen Probleme, die für die Hauptrichtungen der Musik der Zwischenkriegszeit charakteristisch waren. Angezogen von den Vorbildern Stravinskij, Bartók und Szymanowski suchte er anfangs nach Anregungen in der Folklore. Im Taniec z Osmołody [Tanz aus Osmołoda] für Orchester (1932) verwandte er zwar keine wörtlichen Zitate aus Volksmelodien, bemühte sich aber durch spontane, motorische Rhythmen und kurze, wiederkehrende melodische Motive, eine Vision der wilden Bergnatur und die Atmosphäre einer ursprünglichen Volkstümlichkeit hervorzurufen. Die drei Bilder des Balletts Pieśń o ziemi [Lied von der Erde] (1937) knüpfen an Volksbräuche an: »Sobótka« [Sonnenwendfeuer] ist ein ...